Hoch erhebt sich der Schloßberg aus Dolomitgestein über der Altstadt von Graz. Schroff und doch einladend wirkt der bewaldete Berg zu jeder Jahreszeit, egal, ob im Sommer die Bäume Schatten und Kühlung versprechen oder ob man im Winter für ein paar Stunden der grauen Stadt entfliehen will. Der Berg ist Naherholungsgebiet und Aussichtspunkt in einem.
Zuerst etwas Geschichte
123 Meter geht es hinauf zum Plateau auf dem Gipfel des Berges, der nach der Legende vom Teufel selbst geschaffen wurde. Hier stand einst das Schloss, dem der Berg und die Stadt Graz ihre Namen verdanken. Denn Graz leitet sich vom slowenischen Wort „Gradic“ ab, was „kleine Burg“ bedeutet. Über 1.000 Jahre lang stand die Burg hier, die später zum Schloss umgestaltet wurde, und sie konnte nie eingenommen werden, was ihr gar einen Platz im Guinnes-Buch der Rekorde verschafft hat. Aber im Jahr 1809, nach dem Sieg der Franzosen über die Habsburger, zwang Napoleon die Grazer, ihre Festung zu schleifen, und so wurde sie fast vollständig zerstört. Allerdings haben die Bewohner der Stadt durch Zahlung einer ordentlichen Summe dafür gesorgt, dass der Uhrturm und des Glockenturm des Schlosses verschont blieben, und so stehen diese beiden Gebäude noch heute auf dem Berg. 30 Jahre nach dem Abriss des Schlosses begann die Umgestaltung des Schoßberges in seine heutige Form mit seinen Parkanlagen und teils exotischen Pflanzen.
Wie geht es hinauf?
Wer die Ausicht und die Sehenswürdigkeiten von Graz genießen willl, der muss sich entscheiden, denn auf den Berg führen verschiedene Wege. Da ist zunächst die Schloßbergbahn, die bereits seit 1894 innerhalb von nur etwa vier Minuten die 60 Prozent Steigung zum Gipfel üerwindet. Die Aussicht von der Bahn aus ist spektakulär. Die Talstation der Bahn kann mit den Straßenbahnlinien 4 und 5 erreicht werden (Haltestelle Schloßbergbahn), alternativ können Besucher auch mit dem Auto anfahren. Das Parken ist gebührenpflichtig. Die Bahn fährt alle 15 Minuten hinauf zum Gipfel, die letzte Fahrt geht um Mitternacht (freitags und samstags um 2 Uhr morgens).
Eine andere Möglichkeit, den Gipfel zu erreichen, ist der Schloßberglift. Der fährt noch schneller, in nur anderthalb Minuten, den Berg hinauf, und zwar IM Berg. Genauer gesagt in einem Schacht, der Teil eines Stollensystems ist, das im zweiten Weltkrieg im Berg angelegt wurde, um die Grazer vor Luftangriffen zu schützen. Der Lift wurde im Jahr 2000 in Betrieb genommen, und er ist behindertengerecht angelegt. Auch für Eltern mit Kinderwagen empfiehlt sich der Lift sicher eher als die Bahn. Auch die Talstation des Lifts wird mit den Linien 4 und 5 der Grazer Straßenbahn erreicht (Haltestelle Schloßbergplatz). Der Lift fährt täglich bis 00 Uhr 30.
Die dritte Möglichkeit schliesslich ist der etwas beschwerliche Weg zu Fuß, der aber die Strapazen mit einer beeindruckenden Aussicht auf Graz und die Umgebung belohnt. 260 in der Zeit des ersten Weltkriegs angelegte Treppenstufen – deshalb heißt die Treppe „Kriegssteig“ – führen ab dem Schloßbergplatz, dem Karmeliterplatz oder der Wickenburggasse hinauf zum Plateau. Etwa eine Viertelstunde dauert der Aufstieg normalerweise. Die Treppe ist allerdings in den Wintermonaten gesperrt. Ein Antrag auf Umbenennung des Kriegssteigs in „Friedenssteig“ fand 2008 übrigens keine Mehrheit.
Den Schloßberg mit dem Auto zu befahren, ist nicht möglich.
Was gibt es oben zu sehen?
Auf dem Plateau des Schloßbergs angelangt, gibt es eine ganze Menge zu erkunden. Da sind zunächst der Uhrturm und der Glockenturm des ehemaligen Schlosses, die einzigen Gebäude, die die Schleifung unversehrt überstanden haben und die den Berg optisch dominieren.
Der 28 Meter hohe Uhrturm mit seinen über fünf Meter durchmessenden Zifferblättern ist heute das Wahrzeichen der Stadt Graz. Er wurde bereits um 1265 zum ersten Mal als Teil der Befestigungsanlage erwähnt. Der Turm diente früher auch als Wachturm für die Feuerwache der Stadt. Im Uhrtum läutet zu jeder vollen Stunde die älteste Glocke von Graz.
Die größte Glocke der Stadt – und die drittgrößte der ganzen Steiermark – hängt allerdings nicht hier, sondern „nebenan“, im 34 Meter hohen Glockenturm aus dem Jahr 1588. Die Glocke, liebevoll „Liesl“ genannt, hat fast zwei Meter Durchmesser und wiegt beachtliche viereinhalb Tonnen. Mehrmals täglich wird sie geläutet, und zwar immer genau mit 101 Schlägen. Dies soll daran erinnern, dass die Glocke angeblich aus 101 türkischen Kanonenkugeln gegossen wurde. Das ist aber nur eine Legende, die Glocke besteht, wie üblich, nicht aus Eisen, sondern aus Bronze. Unter dem Glockenturm befindet sich ein Verlies, das „Bassgeige“ genannt wird.
In Resten ist die sogenannte Stallbastei erhalten, ein Gebäude, das, wie der Name besagt, früher Ställe beherbergt hat. Die sechs Meter dicken und 20 Meter hohen Wände der Bastei lassen heute noch die frühere Stärke der alten Festung erahnen. Die Kanonen gehören allerdings nicht zur originalen Bewaffnung der Burg, sondern wurden später in Frankreich beschafft. Die Originale wurden nach der Schleifung der Festung – nach Frankreich verbracht.
In den teilweise freigelegten Kellerräumen, den sogenannten Kasematten, des alten Schlosses wurde die Schloßbergbühne errichtet. Die Bühne ist der beliebteste Freiluft-Veranstaltungsort der Stadt Graz. Hier finden seit den dreißiger Jahren Musik- und Theateraufführungen aller Art statt, bei Bedarf auch überdacht. Vor Weihnachten finden Besucher hier auch einen der schönsten Weihnachtsmärkte der Stadt.
Der blumenreichste Teil des Schloßbergs, die sogenannte Bürgerbastei, findet sich unterhalb des Uhrturms. Diese Bastei kann vom Turm oder vom Kriegssteig aus erreicht werden.
Das Starcke-Haus ist ein ehemaliges Wohnhaus, das auf den Ruinen des Pulverturms der alten Schlossanlage errichtet wurde. Seinen Namen hat es von seinem ehemaligen Bewohner, dem deutschen Hofschauspieler Gustav Starcke.
Wo kann man sich stärken?
Wer nach der Erkundung des Schloßbergs und seiner Sehenswürdigkeiten Hunger verspürt oder einfach nur ein kühles Bier oder einen guten Wein genießen möchte, der kann gleich am Starcke-Haus bleiben, denn es beherbergt das gleichnamige Restaurant, eins von dreien auf dem Schloßberg. Das „Starcke-Haus“ bietet internationale und typisch österreichische Spezialitäten, verbunden mit einem fantastischen Ausblick auf Graz bis hinaus in die Südsteiermark. Da die Öffnungszeiten des Restaurants variabel sind, sollte sich am besten vorab erkundigen, wer einen Besuch plant.
Ein weiteres Restaurant auf dem Schloßberg ist das „Aiola Upstairs„, das täglich bis Mitternacht ebenfalls internationale und nationale Küche und eine Top-Aussicht auf die Stadt bietet. Es ist großenteils behindertengerecht, auch Blindenhunde sind sehr willkommen.
Abschließend sei noch das Restaurant „Schloßberg“ erwähnt, das – wie die beiden anderen Lokale – ebenfalls internationale Gerichte und österreichisch-steirische Spezialitäten serviert. Vom Restaurant wie vom Biergarten aus hat der Gast auch hier eine wunderbare Aussicht auf die Dächer von Graz und die weitere Umgebung. Auch das Restauran „Schloßberg“ ist weitestgehend behindertengerecht eingerichtet. Geöffnet ist es montags bis samstags bis Mitternacht, an Sonntagen aber nur bis 18 Uhr.
Wenn Sie in einem der Restaurants bei gutem Essen, gepflegten Getränken, romantischer Atmosphäre und beeindruckender Aussicht den Abend ausklingen lassen, vergessen Sie bitte nicht die letzten Abfahrszeiten der Bahn oder des Lifts, ansonsten bleibt nur der Weg den Kriegssteig hinab in die Stadt. Vielleicht aber ist ein kleiner Verdauungsspaziergang ja auch gerade der richtige Abschluss des Abends…